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WeckMethod®: Eine Revolution der Bewegung?

WeckMethod®: Eine Revolution der Bewegung?

Ein historisches Wochenende in Erkrath

Am Wochenende vom 23. bis 25. Mai hat die deutsche Fitnesslandschaft Geschichte geschrieben. Zum ersten Mal waren David Weck und Christopher Chamberlain mit der WeckMethod® in Deutschland zu Gast. Initiiert wurde dieses bahnbrechende Event von Elias Brocker, einem Sportwissenschaftler, der sich als einer der Ersten im deutschsprachigen Raum intensiv mit der WeckMethod® beschäftigt und sie mit Leidenschaft verbreitet. Gleichzeitig ist er einer derjenigen, die das Thema RopeFlow in den deutschsprachigen Raum gebracht hat. Ort des Geschehens war das T2 Health Performance, eine innovative Physiopraxis in Erkrath bei Düsseldorf, die sich als absoluter Geheimtipp der Trainings- und Therapieszene entpuppt hat. Hier werden wir nämlich im August wieder Geschichte schreiben und Zac Cupples mit seinem Workshop Human Matrix im August 2025 begrüßen dürfen. Und auch die Jungs von MTMT aus München werden im September 2025 mit ihrer Workshopreihe "Krafttraining weiter gedacht" aufschlagen.

Ab Minute 16:45 bekommst du Einblick in den Workshop.

Mehr als nur ein Trainingssystem

Was diese Methode so besonders macht, ist ihr radikaler Perspektivwechsel. Die WeckMethod® greift komplexe Fragen zur Biomechanik und menschlichen Bewegung auf und beantwortet sie mit einfachen, aber tief wirksamen Prinzipien. Genau das verleiht ihr so viel Kraft und Relevanz. Every Rep Stronger ist nicht bloß ein Spruch, sondern ein ernst gemeintes Versprechen.

Für mich persönlich liegt die eigentliche Genialität dieser Methode darin, dass es endlich wieder wirklich um Bewegung geht. Und zwar nicht im theoretischen Sinne, wie es in der Fitnesswelt leider oft der Fall ist, wo mehr diskutiert als praktiziert wird. Sondern ganz konkret. Hier wird Bewegung gespürt, ausprobiert, verinnerlicht. Die beste Methode ist schließlich immer die, die du wirklich machst.

Besonders faszinierend finde ich die Herkunft dieser Bewegungsideen. Die WeckMethod® ist stark geprägt von Sportarten wie Baseball oder Football, also von natürlichen Bewegungsmustern, die in den Vereinigten Staaten fest in der Jugendkultur verankert sind. In amerikanischen Highschools spielt Sport eine ganz andere Rolle als hierzulande. Dort beginnt Bewegungslernen früh, intuitiv, durch Spiel und Wettkampf. Das schafft eine solide Grundlage, auf der sich Methoden wie diese entwickeln können. Und genau diese sportliche Realität spiegelt sich auch in der WeckMethod® wider. Ihre Übungen wirken nicht konstruiert, sondern sind Ausdruck gelebter Bewegungserfahrung.

Der Coiling Core und die vergessene Frontalebene

Die Methode konzentriert sich vorrangig auf die proximalen Strukturen. Das heißt Kraft und Beweglichkeit des Cores, also des Rumpfes, sind hier absolut elementar. Im Zentrum steht der sogenannte Coiling Core. Gemeint ist damit eine gezielte Lateralflexion der Wirbelsäule, also das bewusste Seiteneigen des Rumpfes in Verbindung mit Rotation. In klassischen Trainingssystemen wird genau diese Bewegungsebene oft vernachlässigt. Genau hier setzt die WeckMethod an. Sie rückt die Frontalebene, aber auch die transversale Ebene, also die Rotation, zurück ins Zentrum des Trainings. Eine Lateralflexion in neutraler Position der Wirbelsäule) stimuliert automatisch auch Rotationskompetenz in die Gegenrichtung. Seiteneigung nach links bedeutet also Rotation nach rechts. Wenn ich hingegen mit dem Schultergürtel nach rechts rotiere, rotiert die Wirbelsäule ebenfalls nach rechts. Bei der WeckMethod® werden beide Bewegungsrichtungen kombiniert. Das ist funktionell von großem Wert. Kraft und Mobilität profitieren gleichermaßen. Im Deutschen sagen wir "Rumpf ist Trumpf". David und Chris bringen diesen Spruch auf ein neues Niveau.

Die Kraft der Spinal Engine

Das zugrunde liegende Prinzip basiert auf der Spinal Engine, wie sie von Serge Gracovetsky beschrieben wurde. Die Wirbelsäule ist kein passiver Träger, sondern der aktive Motor für Fortbewegung, Rhythmus und Effizienz. Kraft entsteht im Inneren und fließt nach außen, vom Rumpf über die Gliedmaßen in den Raum. Diese Perspektive verändert unser Verständnis von Bewegung. Gearbeitet wird vom Zentrum in die Peripherie, also vom Core zu den Extremitäten. Diese Sichtweise lässt sich übrigens auch auf die Atmung übertragen.

Drei Bewegungskategorien mit Tiefgang: CCT®, RMT®, BTT

Die Methode unterscheidet drei primäre Bewegungskategorien:

CCT, das Coiling Core Training®, bedeutet, eine Lateralflexion der Wirbelsäule isometrisch zu halten. Hier geht es um gezielte Spannung. Der Körper lernt, aus seitlicher Spannung heraus Kraft aufzubauen. Die Muskulatur wird in einem Winkel beansprucht, der in anderen Systemen kaum trainiert wird. Ein zentrales Werkzeug ist die sogenannte Landmark. Gemeint ist ein imaginärer Punkt zwischen Ellenbogen und Becken auf derselben Körperseite.

RMT, das Rotational Movement Training®, beschreibt den dynamischen Wechsel der Coil-Position von links nach rechts. Es entsteht ein rhythmisches Spiel aus Kontraktion und Expansion. Dadurch wird nicht nur Rotationskompetenz geschult, sondern auch Bewegungsintelligenz und das Verständnis für fließende Übergänge gestärkt.

BTT, also Bilateral Torsion Training, beschreibt klassische Bewegungsmuster wie Kniebeugen oder Bankdrücken, bei denen beide Körperseiten symmetrisch arbeiten. Die WeckMethod bringt in diese scheinbar stabilen Muster eine neue Perspektive. Sie integriert gezielt sogenannte Torsionslinien. Gemeint sind Spannungsverläufe, die entweder über die Rückseite oder über die Vorderseite des Körpers dominieren und dadurch gezielte Steuerung und Kontrolle ermöglichen.

weckmethod

External- und Internal Torsion

External Torsion beschreibt ein Spannungsverhalten, das entlang der rückseitigen Muskelkette verläuft. Strukturen wie der Latissimus, die tiefe Rückenfaszie und die Gesäßmuskulatur übernehmen hier die Führung. Diese Linie richtet den Körper auf, erzeugt Zug nach hinten und kann bei Bedarf auch in eine Überstreckung führen. Ein klassisches Beispiel ist das Bankdrücken im Powerlifting-Stil mit starker Brücke und maximaler Hebelwirkung über die Rückseite. Aus Sicht der WeckMethod® ergibt das biomechanisch absolut Sinn, wenn es funktional eingesetzt wird.

Internal Torsion dagegen aktiviert die vordere Muskelkette. Besonders die schrägen Bauchmuskeln und das tiefere Zentrum des Rumpfes sorgen hier für Kontrolle. Diese Linie begrenzt übermäßige Streckung, erzeugt Kompaktheit in der Körpermitte und kann zu einer funktionellen Beugespannung führen. Auch bei bilateralen Übungen wie dem Bankdrücken lässt sich dieser Fokus nutzen, etwa mit einer neutralen Wirbelsäulenposition, bewusst aktivierten Bauchmuskeln und angewinkelten Beinen/ Hüfte.

Wichtig ist zu verstehen, dass es sich bei External und Internal um zwei Pole eines Spannungsspektrums. Die eine Linie orientiert sich eher nach außen, mit Fokus auf Aufrichtung und Länge, während die andere mehr nach innen zieht, zentriert und verdichtet. Beide Spannungszustände sind gleichwertig. Und die WeckMethod® arbeitet ganz bewusst damit, zwischen diesen Polen hin und her zu wechseln.

Das wird besonders deutlich bei der sogenannten Split Torsion. Hier arbeitet eine Körperhälfte (bzw. Körperdiagonale) in der External Linie, während die andere gleichzeitig in der Internal Linie aktiv ist. Dadurch entsteht ein rotatorischer Spannungsverlauf, der den gesamten Körper auflädt. Diese Form von gezielter Torsion ist typisch für zyklische Bewegungen wie Gehen, Laufen oder auch Werfen. Die eine Seite richtet auf, die andere zentriert. Es entsteht Rotation mit Kontrolle, Kraft mit Richtung.

Besonders spannend ist, dass der Körper im ständigen Wechsel zwischen diesen Spannungszuständen immer wieder einen neutralen Moment durchläuft. Neutral bedeutet in diesem Fall nicht starr oder bewegungslos, sondern ein energetischer Wendepunkt. Es ist der Übergang zwischen Kompression und Expansion, zwischen Innen und Außen, zwischen Beugung und Streckung. Diese dynamische Mitte verleiht der Bewegung Struktur, Timing und Anpassungsfähigkeit.

Die WeckMethod® denkt Bewegung nicht in Formen, sondern in Spannungsverläufen. Sie zeigt, wie man den Körper von innen heraus organisiert, wie Spannung aufgebaut, weitergeleitet und wieder aufgelöst wird. Und genau darin liegt ihre besondere Intelligenz.

Atmung als Fundament funktioneller Bewegung

Die Rolle der Atmung ist in der WeckMethod® zentral. Sie wird nicht als Nebensächlichkeit verstanden, sondern als koordinatives Fundament. Eine multidirektionale Expansion des Rumpfs ist die Voraussetzung für jede stabile und freie Bewegung. Zwerchfell, Rippen, Beckenboden und Bauchwand bilden ein dynamisches System. Diese Sichtweise deckt sich mit meinem Atemkurs Power of Breath 3.0. Atmung strukturiert die Bewegung. Das Verhältnis zwischen Druck und Volumen entscheidet darüber, wie effizient ich mich bewege.

Gehen, Schwingen und Werfen

Die Functional Trinity besteht aus drei evolutionären Bewegungsformen. Locomotion meint Fortbewegung im Raum, also Gehen, Laufen, Springen. Swinging Tools nutzt Werkzeuge wie das Rope oder Clubbells, um Rotationen zu verstärken und den Körper intelligent durch den Raum zu bewegen. Throwing and Catching beschreibt das gezielte Ausstoßen von Kraft aus dem Zentrum und das kontrollierte Wiederauffangen äußerer Impulse. Das erinnert stark an andere Systeme wie Functional Patterns, die ebenfalls Wurfmuster und Gangzyklen ins Zentrum stellen.

Tools als Lehrer

Tools wie das RMT Rope®, die SoulSteps® oder die ProPulse® Handles sind keine Gadgets. Sie sind Lehrer. Sie liefern unmittelbares Feedback, helfen Bewegungen zu spüren und zu verfeinern. Besonders beim RopeFlow zeigt sich die Kraft dieser Hilfsmittel. Sneaks, Matador Rolls oder Dragon Rolls schulen Rhythmus, Timing und Koordination. Ich selbst durfte die Bedeutung von Feedback-Tools bei Human Development Workshops von Körperbau Therapie und Training erleben. Wichtig ist dabei nicht das Tool selbst, sondern die bewusste Nutzung. Weck selbst sagt: Feeling is Knowing. Das beschreibt es perfekt. Wer diese Philosophie über RopeFlow wirklich verstehen möchte, sollte sich unbedingt mit Elias Brocker beschäftigen. Er zählt zu den prägenden Persönlichkeiten im deutschsprachigen Raum, wenn es um Rotationstraining und die Anwendung von RopeFlow geht. Mit einem tiefen Verständnis für Bewegung, Rhythmus und Spannung hat er das Thema nicht nur übersetzt, sondern weiterentwickelt und für viele greifbar gemacht.

Head over Toe, Balance und Einbeinstand

Balance und Rhythmus werden in der WeckMethod® nicht abstrakt gedacht, sondern konkret trainiert. Head over Toe ist das Prinzip, das den Kopf über das Standbein bringt. Das erzeugt Vortrieb, Effizienz und Sprungkraft. Wir Menschen verbringen achtzig Prozent der Gehzeit auf einem Bein. Der Einbeinstand ist die Basis. Dabei müssen wir den Körperschwerpunkt kontrollieren, Becken und Wirbelsäule stabilisieren und die Position des Kopfes ausrichten. Das alles erfordert ein hohes Maß an sensorischer und motorischer Integration. Die WeckMethod® schenkt diesen Grundlagen die Aufmerksamkeit, die sie verdienen.

Menschlichkeit, Kreativität und gelebte Professionalität

Was dieses Wochenende so besonders gemacht hat, war die Energie. David Weck ist eine kreative Naturgewalt. Er bringt eine gewisse Verrücktheit mit, die frische Ideen überhaupt erst möglich macht. Christopher Chamberlain ist das ruhige Gegengewicht, präzise, strukturiert und tiefgründig. Gemeinsam sind sie ein starkes Team. Und vor allem: Sie stellen sich nicht über andere. Im Gegenteil. Ihre Botschaft war klar und auf den Punkt. Ihr seid die Zukunft. Wir geben euch nur die Trittleiter. Jetzt liegt es an euch.

Ein Satz hat sich mir besonders eingebrannt. Das Wichtigste im Leben ist die Atmung. Dann kommt Bewegung. Erst danach folgen Trinken und Essen. Ohne Bewegung kein Zugang zu Ressourcen. Ein Gedanke, der tief sitzt.

Die WeckMethod® ist kein dogmatisches System. Und genau das habe ich als unglaublich erfrischend empfunden. Sie ist offen. Sie ist ein Rahmen. Sie ist ein Werkzeugkasten. Sie verurteilt keine klassischen Übungen, sondern erweitert den Blick darauf. Sie bringt neue Tiefe in unser Verständnis von Kraft, Rhythmus und Koordination und lässt sich nahtlos in jedes bestehende Training integrieren. Ganz egal ob du Coach bist, Therapeutin oder einfach nur neugierig auf deinen eigenen Körper.

Und genau das ist für mich der Auftrag. In meinem Training. In meiner Arbeit. Und ganz konkret im Atemkurs Power of Breath 3.0, in dem die WeckMethod ab sofort eine tragende Rolle spielt.

Danke an Elias Brocker, dass du dieses Wochenende möglich gemacht hast. Und danke an David und Chris – für euren Mut, eure Verrücktheit und eure Überzeugung, dass Bewegung Leben ist.